Judith Maria Gerstorfer (Autorin)
Gadaunern 2, 5630 Bad Hofgastein, AustriaÜber die Autorin Judith Maria Gerstorfer
Da sein.
Wenn du Judith begegnest, erlebst du: Präsenz. Einen Menschen, der aufmerksam da ist. Ohne die Anteilnahme an Geschehen und Gegenüber zu spielen, ohne Gedanken woanders hin fortgetragen zu sein, ohne sich hinter Ängsten, Rollenspielanweisungen oder distanziertem Abwarten zu verschanzen.
Präsenz ist Zuwendung zum Dasein. Sie besteht darin, da zu sein. Voll und ganz. Ganz da zu sein heißt, offen zu sein, für das, was ist. Offenheit kommt aus dem Vertrauen ins Leben. Und aus Durchlässigkeit, aus Empfänglichkeit. Alle drei fallen vom Himmel. Und doch wollen sie von unterwegs aufgehoben, also erarbeitet werden. Offen, durchlässig und empfänglich zu werden, ist Arbeit. Die Arbeit des Lebens, die auch metaphysisch auf der Multiplikation von Kraft und Weg beruht. Nicht bloß Kopfarbeit, sondern ganz wesentlich Körperarbeit. Denn der Körper ist das eigentliche Zuhause des Menschen; der Ort, an dem er das Jetzt und das Hier erfährt. Und die Lebensarbeit ist ein tiefes Atmen: Seelenarbeit.
Wenn du also Judith triffst, erlebst du einen Menschen, der in dieser Arbeit lebt und viel von dieser Arbeit getan hat: 1980 in Gmunden unter dem Traunstein am Traunsee geboren, bringt sie ihre letzten Schuljahre bewegt am Sportgymnasium Wels zu, hält sich ein Vierteljahr als Voluntärin im Österreichischen Hospiz in Jerusalem auf, wird in Steyr Physiotherapeutin, Osteopathin und schließlich Lehrerin für Nia, das Tanz, Kampfsport, Yoga und Meditation miteinander verbindet. Das Salzkammergut tauscht sie gegen das Gasteinertal und die Tauern ein; den Bergen und dem Wasser bleibt sie auf unzähligen Wander-, Alpin- und Klettertouren zu Gipfel und Bergseen treu.
Und plötzlich, so als wären die Türen nun durch beharrliche Lebensarbeit weit genug geöffnet, kommt das Schreiben zu Judith (und nicht umgekehrt). Auf einmal ist es da, das erste Gedicht, aus dem Winterhimmel im Dezember 2016, unerwartet, geschenkt, einfach so. Gleich darauf gefolgt vom zweiten, dritten, vierten …
Niemand vermag zu sagen, woher die Worte kommen. Wohin sie gehen, bedarf dafür keiner Worte: Zu Herzen.
Wenn du nun mit Judith bekannt wirst, hörst du eine Stimme, deren oberösterreichischer Klang in den Jahren die salzburgerische Färbung der Hohen Tauern angenommen hat. Einen Klang, der das Liebliche und Zarte im Rauen verbirgt. Den wahren Klang der Poesie von Judith Maria Gerstorfer, die eigentlich gar nicht gelesen werden will, sondern gehört. Die Stimme ist das wahre Medium der Gedichte, die ihre Wirkung von Herz zu Herz so richtig in der Begegnung auf du und du entfalten. So wie Geschichten und Geschichten immer schon durch die Zeiten und Generationen gereist sind, bevor alles aufgeschrieben wurde.
Genauso reisen auch Judiths Gedichte. Auf leisen Flügeln, wenn auch schneller und komfortabler als in den Jahrtausenden vor der Alphabetisierung: Sie kursieren als digitale Audiodateien im und über den Kreis derer hinaus, die Judith begegnet sind, sie sprechen gehört und dann darum gebeten haben, dieses oder jenes Stück Poesie noch einmal für den Recorder am Smartphone zu rezitieren. Wie weit die Kreise gehen? Wer weiß das schon.